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Bericht Selbstverteidigung für RollstuhlfahrerInnen

Am 25. März 2023 war bereits beim Eingang der Sporthalle Fronwald klar, dass da ein spezieller Kurs angeboten wurde. So viele RollstuhlfahrerInnen die sich im Eingang versammelten zogen die Blicke auf sich. 13 Menschen im Rollstuhl kamen dem Aufruf des Rollstuhlclubs Zürich nach und besuchten den Selbstverteidigungskurs von Pallas, den Katharina Eisenring zusammen mit RCZ im Rahmen der Kampagne «Zürich schaut hin» (ins Leben gerufen von der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich) organisierte.

Menschen im Rollstuhl sehen sich mit vielfältigen Grenzverletzungen konfrontiert. Je nach Art der körperlichen Einschränkung können Verteidigungen nur noch begrenzt körperlich durchgeführt werden.

Der Kurs baute auf den Ressourcen der Teilnehmenden auf. Was kann ich? Was sind meine Stärken? … sind die zentralen Fragen, die in regelmässigen Abständen von der Trainerin wiederholt wurden. Lass dich nicht von den Widerständen und Problemen eingrenzen, sondern suche nach Möglichkeiten und Lösungen!

Die Körpersprache und der Körperausdruck ist ein zentraler Punkt. Dort setzte Katharina zu Beginn an. Wie wirke ich nach aussen? Wie kann ich mit Blick, Gesichtsausdruck oder dem Aufrichten des Kopfes Signale setzen, dass ich bereit bin, mich bei Grenzverletzungen zur Wehr zu setzen… Falls das nicht reicht, wie setze ich meine Stimme ein? Kann ich laut, bestimmt und deutlich sagen, was ich will und was mir nicht gefällt? Gerade beim Thema «Hilfestellungen und Hilfe bei Alltagsverrichtungen, die die meisten Teilnehmenden auch in Anspruch nehmen müssen, kam eine reger Austausch zu Stande. Wie ist es, wenn jemand es «ja nicht böse meint und nur helfen will»?! Darf ich dort auch NEIN sagen, wenn es sich unangenehm oder unangebracht anfühlt? Leider kommt es genau dort immer wieder zu Bevormundung der RollstuhlfahrerInnen. Nicht gehen zu können setzen einige Menschen gleich mit «nicht für sich entscheiden zu können». Eigenbestimmung ist nicht abhängig von der Funktionalität der Beine. Diese Erlaubnis, für sich und den Körper einstehen zu dürfen, verändert auch unmittelbar die Haltung.


Falls Worte und Körpersprache nicht ausreichen, haben die TeilnehmerInnen eine gute Waffe, um sich auch körperlich wehren zu können! Ihren Rollstuhl. Im zweiten Teil des Kurses befassten sie sich mit Abwehrtechniken, die mittels Rollstuhls oder auch Schlägen durchgeführt wurden. Das Credo -wir arbeiten Ressourcen orientiert- galt auch da. Katharina hat mit jeder einzelnen Person mögliche Schlag- und Abwehrtechniken geübt und sich Zeit genommen, optimale Techniken zu finden. Das Zuschauen war auch für die anderen sehr lehrreich, konnten sie doch sehen, dass jede Person, egal mit welchen Voraussetzungen, Möglichkeiten findet, sich zu verteidigen.

Zum Schluss übten sie mittels Rollenspielen Situationen, die als besonders schwierig empfunden werden oder die die Teilnehmenden erlebt haben. Sicherheit gewinnen indem sie Situationen immer wieder üben und neue Handlungsoptionen ausprobieren… Leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Die Rückmeldungen waren deswegen auch so, dass der Teil der Rollenspiele gerne noch länger sein dürfte und sie sich mehr Zeit zum Üben gewünscht hätten.

Vielen Dank für die tolle Zeit und die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen.



Text: K. Eisenring, Pallas /  Fotos: J.Schühle, RCZ